Restaurant Schöne Aussicht

Wir wollten nur eine Kleinigkeit zu Abend Essen und hatten von der hervorragenden Küche der neuen Pächter*innen dort gehört.
Dem war auch so: Fisch-Terrine als amuse gueule: Erste – weil ohne – Sahne. Selten gut gelungenes Thai-Curry. Das Gazpatcho Vegan hervorragend. Der Blick in die Rheinebene wie immer schön und unverstellt. Was uns wunderte: Die anfangs historisierende (... hat es Gemundet?...) und beinahe schon übergriffige Unterwürfigkeit der Chefin du service. Als sie ahnte, dass wir im Konsum unter 50€ bleiben würden, war‘s mit dem „freundlichen“ Service allerdings vorbei. Auf eine Desert- und Aperitif-Karte, die unser Euroaufkommen mit Sicherheit über die 50-€-Marke gehoben hätten, warteten wir 20 Minuten vergeblich. Als wir daraufhin mit Karte bezahlen wollten, wurde uns mitgeteilt, dass auch hier das Mindestaufkommen 50 € betrage. Wir lagen leicht drunter. Der Gipfel der Service-Kommunikation kam dann noch mit der Frage, wieviel Frau auf den vorgelegten 50€-Schein heraus geben dürfe? Wir haben uns daraufhin für kein Pourboire entschieden, aber die Küche ausdrücklich gelobt.
Wir kennen die ersten Häuser von Hamburg bis München. Stettbach sollte das entspannende Ende einer Geschäftsreise sein. Wir waren die bodenständige Ansprache und die ebenfalls gute Küche von Georg Kettmann gewohnt. Der neue Koch und Mitbesitzer hat eindeutig „Sterne“-Qualitäten vom Geschmack bis zum Tellerarrangement. Wegen der Küche würden wir die neue „Aussicht“ auch liebend gerne wieder besuchen. Allerdings nur, wenn uns im Vorfeld klar ist, dass wir im „Konsum“ über die 50€ kommen. Auf die pseudofranzösische langue historique im südhessischen Zungenschlag könnten wir beim Service allerdings gerne verzichten. Dafür fahren wir denn doch lieber ins Elsass oder nach Lothringen. Fazit: 3 Dinge brauchen sie für einen Besuch in der „Schönen Aussicht/Stettbach: Appetit auf ein exzellent schmeckendes Menue, mindesten 50 €, starke Nerven! Santé repas.

Das Essen war sehr gut, die Lage ist wunderbar. Aber wenn man sich einen Abend in dieser Preisklasse gönnt, erwartet man auch den passenden Service. Der war aber dermaßen schlecht, so etwas habe ich noch nicht erlebt.

Die Bedienung machte den Eindruck, als würde sie das zum ersten Mal machen (war aber keine Studentin im Nebenjob). Völlig überfordert, rannte hektisch hin und her. Wenn man bei der Bestellung etwas fragte, lief sie mittendrin einfach weg, um drinnen nachzufragen. Und das mehrfach - trotz einer wirklich sehr kleinen Karte. Sie wirkte überhaupt nicht gastfreundlich, wir hatten das Gefühl, als müssten wir uns fast entschuldigen, wenn wir etwas wollten.

Bei der getrennten Bezahlung an unserem Tisch mit mehreren Personen kassierte sie einen Teil der Gäste ab, lief dann aber wieder weg. Als wir uns bemerkbar machten, reagierte sie laut und genervt. Und als wir uns nach 25 Minuten beschwerten, war sie beleidigt und wurde regelrecht patzig und unverschämt. Sie hat wörtlich gesagt: "Wir haben genug Gäste."

Ich kam mir ziemlich misshandelt vor, das hat den ganzen Abend beeinträchtigt.

Tolle Lage, tolle Aussicht, gutes Essen - das ist schon eine Menge Positives. Leider ist der Service unterirdisch. Eine unglaublich herrische Bedienung, es war wohl die Chefin, die schlicht ihren Beruf verfehlt hat. Ein Speisenangebot, das von der Auswahl her in keinster Weise genügen kann: Rumpsteak, Wiener Schnitzel, 2 Menüs, das wars im wesentlichen. Auf Nachfrage nach einem Salat als Hauptgang erhielt ich die unfassbare Antwort: "Ich kann Ihnen einen Salat machen, kostet € 10,90". Auf meine weitere Nachfrage, was auf diesem Salatteller außer Blattsalaten noch drauf sei, klare Antwort: "Nichts".
Ich habe mich dann für einen Schmortopf mit Lamm entschieden ( als Teil eines Menüs wählbar ) für € 23,50. Das Ergebnis: Ein vorzügliches Nudelgericht mit allerlei Gemüse, sehr lecker, wenn auch spartanisch gewürzt. Der Höhepunkt: 6 Stückchen Fleisch in Gulaschgröße, zusammen etwa 80 g. Ebenfalls zart umd lecker, aber zu dem Preis schlicht eine Frechheit.

Es ging am Anfang schon gut los. Wir waren 5 Personen und füllten unsere Kontaktdaten auf 2 Blättern aus ( Coronaregeln ). Die Bedienung nahm sie mit, legte sie auf die Seite, verwurschtelte sie mit den Wein- und Speisekarten und vergaß sie. 5 min später fragte sie uns, wo die ausgefüllten Blätter seien. Wir machten sie darauf aufmerksam, wo sie sie selbst hingelegt hatte. Sie fand aber nur noch 1 Blatt und wurde dann richtig pampig, wir hätten sie nicht vollständig ausgefüllt. Erst nach nochmaligem suchen fand sie dann auch das 2. Blatt. Sie entschuldigte sich, und daß sie das mußte, ließ sie uns dann in der Folgezeit auch deutlich spüren.

Ich hatte am Anfang ein Kristallweizen bestellt. Nach 5 Min. kommt die Bedienung zurück und erklärt mir, sie hätten kein Kristallweizen, in einem unfreundlich-feststellenden Ton. Ich habe mich dann für ein Pils entschieden. Der Höhepunkt kam, als wir bezahlen wollten. Die Chefin legte uns die Gesamtrechnung auf den Tisch und verschwand, sie mußte Essen servieren. Das dauerte gute 10 min, bei maximal 5 oder 6 Essen. Als einer von uns sie fragte, wann sie wieder komme, erklärte sie uns, das Essen ginge vor, wir müßten schon warten.

Als sie schließlich nach rd. 25 min. kam, erklärte sie der ersten Person, die bezahlte, sie wolle kein Trinkgeld von uns. Ich erklärte ihr daraufhin, daß das ok sei, sie habe es sich auch in keinster Weise verdient. Daraufhin legte sie nach und meinte, sie wünsche nicht, daß wir nochmals ihr Lokal besuchen würden. Wir hatten das allerdings auch wirklich nicht vor.

Ich habe in über 40 Jahren noch keine Restaurant-Inhaberin in diesem gehobenen Preissegment erlebt, die so wenig gastro-geeignet ist und so unsouverän. Es wird dem Gast vermittelt, er sei für das Resto da, und nicht das Resto für den Gast.